ITV nicht nur '97 oder: der Preis ist heiß!
1997 wars wie fast an allen ITV's - kleinmütige Geister lassen sich schon mal von der Wettervorhersage entmutigen, nicht aber die ITV-Besucher! Und die Unverzagten behielten recht.
Es hat zwar geregnet, und das nicht zu knapp, aber es gab dafür nach einem flammenden Sonnenuntergang noch wunderschöne Abschiedsblicke auf den immer noch beeindruckenden Kometen Hale-Bopp. Aber auch sonst gab es immer wieder Phasen mit teilweise gutem Himmel, in denen viele Neuigkeiten ausprobiert werden konnten.
Neben den vielen professionell gefertigten Geräten in allen Größen gab es wieder eine Reihe von Eigenkonstruktionen, die das Geschick und den Einfallsreichtum der Amateure belegten. Da was z.B. ein selbstgebautes Protuberanzenfernrohr, das anstatt mit einer Kegelblende einen kleinen Spiegel zum Ableiten der Wärme benutzte. Oder einen filigranen Newton, als Planetenkiller ausgelegt. Oder ein Eigenbau-Binokular aus zwei 80mm Zeiss-Objektiven, oder, oder, oder...
Es war soviel an guten Ideen und ungewöhnlichen Konstruktionen zu sehen, daß die Veranstalter eine Idee aufgriffen, die sie schon einmal vor einigen ITV's verwirklicht hatten: es gab Preise für interessante Sachen - und es soll sie als feste Einrichtung auch in Zukunft geben!
Die Regeln sind einfach und klar: jedwelche gute, verwirklichte Idee oder hübsche Konstruktion im weiteren oder engeren Zusammenhang mit der Amateurastronomie kann prämiert werden. Aber nur einmal dieselbe Sache im Lauf der Jahre, und der Preisträger muß bei der Preisverleihung anwesend sein. Es werden unter Ausschluß des Rechtsweges wertvolle Preise vergeben, die von den Veranstaltern und teilnehmenden Firmen gestiftet sind.
Voila - das war's!
Und das sind die Preisträger: Zunächst (wieder) einmal Erwin Herrig aus Chemnitz. Nicht für seine Yolos, sondern für eine neue revolutionäre Schiefspieglerkonstruktion. Dabei verwendet er zwei Spiegel jeweils zur Reflektion des einfallenden Lichts und erreicht so ein sehr gut korrigiertes großes Bildfeld von nur geringer Feldneigung. Das erstaunliche daran ist, daß die erste Spiegelfläche konvex und nicht wie bei Spiegelsystemen sonst üblich konkav ist - ich bin gespannt, wer außer Herrig sonst noch die Testerei der konvexen Flächen hinkriegen wird. Ansonsten ist das System nur aus shärischen Flächen aufgebaut, was die Herstellung erleichtert. Erwin Herrig erteilt als Preis ein Fernglas 8x24 Pocket.
Dasselbe gilt für das Gerät des nächsten Preisträgers, das 9" Binokular von Klaus Jünemann aus Berlin. Er gewann für seine leichte, aber stabile Ausführung des Doppelnewtons ein Fernglas 8x24 Pocket als Preis. Ansonsten ist Jünemann ja eher für seine ultraleichten Reiseteleskope bekannt - sein Ausflug in den Bereich der Binos ist aber sehenswert, die Kollimation blieb in jeder Lage erhalten war gut zu erreichen. Die Berliner haben noch einiges auf Lager, man darf auf die nächste Runde gespannt sein.
Der nächste Preis, ein Astro T-Shirt, ging an Roland Schneider aus Markgraitz. Er hat sich ein Gerät aus unvermeidlicher Testerei ausgedacht: ein aufgedröseltes Lichtleiterkabel gibt einzelne künstliche Sterne, beleuchtet von der Sonne, die auf den Fasereintritt fokussiert wird. Und damit die Sonne auch beständig Licht liefert, wird sie über einen Spiegel durch eine Linse auf das Bündel geworfen, der von einer Eieruhr getrieben wird nachgeführt wird.
Einen netten Gag entdeckte Ströbele, ein Cola-Fernrohr. Das erhielt den nicht ganz ernstgemeinten Sonderpreis der Jury.
Natürlich gab es noch viele andere interessante und preiswürdige Dinge - irdendwann sind jedoch die Preise zu Ende und für die nächste Preisverleihung muß ja auch noch was übrigbleiben.
Wolf Peter Hartmann, Regensburg